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Verleihung
des David-Schmidt-Preises 2016 im Noteingang Radebeul
Ein Bericht von
Christine Ruby
29. April 2016. Ein
Abend, an dem es eng wird im Noti. Aber weit ums Herz. Denn hier
sammelt sich eine kleine Menschheit für das große
Ganze: Personen, Initiativen, Vereine, Institutionen – Leute,
die ehrenamtliches und professionelles Tun für andere Menschen
zusammen auf tragende Säulen stellen. Einen
Säulenheiligen braucht es nicht, aber ohne das gelebte
Beispiel und die Inspiration von David würden wir nicht hier
sein. Er hat begonnen, als wir noch dachten, es hätte Zeit. Er
hat uns vorgemacht, wie es gehen kann und so vielen Menschen den Mut
gegeben, sich für eine bessere Gesellschaft einzusetzen und
Hass und Rassismus wirkungsvoll entgegenzutreten.
Alle wissen, dass
nur vier der zahlreichen Bewerber*innen und Vorgeschlagenen einen Preis
gewinnen können. Alle Jurymitglieder versichern, wie schwer
die Auswahl gefallen ist. Das kann man leicht glauben, schaut man nur
in die Gesichter der Couragierten, Engagierten, Erfahrenen oder
ziemlich Neuen der Szene. Ja, die gibt es inzwischen. Und sie wird
interessiert beobachtet, auch wenn die Beobachter heute Abend nicht
unbedingt anwesend sind.
Die Spannung ist
groß, denn alle Beteiligten haben dichtgehalten. Und zuerst
berichten drei junge Frauen davon, was sie mit Agenda Alternativ mit
dem Preis 2015 im erzgebirgischen Schwarzenberg bewirkt haben. Das Geld
und der damit verbundene Aufwind half ein wundervolles, politisches
Punkrockfestival aufzuziehen. Ein Video vermittelt etwas von der tollen
Stimmung dort.
Irgendwie ist David
auch hier – und sei es einfach durch seine
„Kochstudio“-Videos. Herrlich selbstgedreht,
abgedreht, humorverdreht. Das macht, dass alle lachen können,
obwohl das Datum nicht dazu herausfordert. Wenn einer an seinem 29.
Geburtstag, der ein 29. April ist, schon wieder gehen muss, ist das
zutiefst bestürzend. Man darf deshalb auch mit den
nächsten Angehörigen und Freund*innen trauern.
Doch die legen Wert darauf, dass hier auch ein Geburtstag gefeiert
wird. Man kann es sich so zurechtlegen, dann wird er ein wenig
erträglicher, dieser Tag.
Tröstend ist vor allem die Gesellschaft dieser Vielen
– es waren zirka 200 –, die auch weite Wege in Kauf
genommen haben, um dabei zu sein, wenn die Wahl der
Preisträger*innen verkündet wird.
Bei einem Vorschlag
war es sofort klar: Dieses Projekt ist zwei Nummern zu groß
für den David-Schmidt-Preis. Ein international agierendes,
unglaublich mutiges Team, das die Not der Geflüchteten noch
auf ihrem Weg lindern hilft, genannt Dresden-Balkan-Konvoi. Drei
Mitglieder waren gekommen, um ihr Projekt vorzustellen. Es ist
umwerfend! Jetzt bereiten sie gerade einen Seenotrettungsdienst vor.
Spontan spendeten einige der Anwesenden etwas Geld, so dass es zwar
keinen Preis, dafür aber eine Wertschätzung in Form
von Taschengeld-Teilung mit auf den Weg geben konnte.
Gewinnen wollen
alle, und das können sie auch. Der Tisch, wo mitgebrachte
Flyer, Karten, Schildchen und Broschüren ausgelegt werden, ist
immer umlagert. Der reichliche Platz im
„Noteingang“ wird ausgefüllt mit kleinen
Gruppen im munteren Gespräch. „Wie macht ihr das,
wann habt ihr angefangen, wer hilft euch, wie
läuft‘s?“
Dies ist eine
Veranstaltung, bei der das Bufet nicht gestürmt wird.
Gemächlich wechselt man mit seinem Gesprächspartner
hinüber, wo der Falsche Hase aufgetischt hat: vegan,
köstlich, für jeden zu geniessen. Integration auch
beim Essen.
By the way, ganz
herzlich möchten wir uns bei unseren Sponsor*innen bedanken!
zum David-Schmidt-Preis haben in diesem Jahr beigetragen:
SPD Landesverband Sachsen,
Unterbezirk Meißen, Ortsverein Radebeul
Jugend- und Kulturverein NOTeingang Radebeul e.V.
JUSOS Meißen
DGB Bezirk Sachsen
NDC Netzwerk für Demokratie und Courage e.V.
Herbert-Wehner-Bildungswerk
Hans Böckler
Stiftung
und last but really not least: Friedrich Ebert Stiftung
Dies ist eine Veranstaltung, bei der Kalender eine große
Rolle spielen. Nicht um zurückzublättern, sondern um
Tage zu finden, an denen zusammen Neues getan werden kann. Mal Gast
sein bei einer Initiative, die Geflüchteten aus der
Nachbargegend zu eigenen Festen einladen, eine Weiterbildung
weitersagen. Ein Tag zum Finden neuer Freunde, ein Tag zum Schwungholen
für die nächsten Projekte, ein Tag zum Dankesagen:
danke Dilara Karabacak, danke AG Geschichte im Treibhaus
Döbeln, danke Meißen Watch, danke Freie
Alternativschule in Dresden, DANKE David.
Preisträger*innen
Nominierte
(Personen und Initiativen in
alphabetischer Reihenfolge)
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